Rekonstruktion des Saals mit den Dorischen Pfeilern in der Villa Hadriana

Es war Liebe auf den ersten Blick. Bei meinem ersten Besuch in der Hadrianvilla vor drei Jahren und bei meinem zweiten vor einem Jahr habe ich lange Zeit in den Resten der Dorischen Pfeilerhalle verbracht und sogleich den Plan gefaßt, eine Rekonstruktion des Gebäudes herzustellen. Seither habe ich viel Zeit und Mühe aufgewandt, ehe ich schließlich zu einem einigermaßen zufriedenstellenden Ergebnis gekommen bin.

Beiliegendes Bild ist ein phantasievolles Ergebnis der Beschäftigung mit der Rekonstruktion des Saales. Natürlich wurde, um beim Willkürlichsten zu beginnen, der Antinoos Braschi nicht in der Villa Hadriana gefunden, sondern in einer Villa Hadrians in Preaneste. Aber es wäre schon denkbar, daß die Statue zu irgendeinem Zeitpunkt aus Tivoli nach Praeneste verlagert wurde. Irgendeine repräsentative Statue braucht aber nach meinem Gefühl der Mittelpunkt dieses Saales.

Willkürlich sind auch die Ziegeltexturen der Wände.Vom früheren Wandschmuck ist natürlich nichts erhalten geblieben.

Zunächst einige Bilder von den heutigen Ruinen:

Herrmann Winnefeld schreibt in Die Villa des Hadrian bei Tivoli, Aufnahmen und Untersuchungen, Berlin 1895, S. 79 f. dazu unter anderem:

"Den Kern der zweiten Gruppe der Palastbauten... bildet ein großes Rechteck (A) von 32,20 Meter Länge und 23,20 Meter Breite, ausgestattet mit einer ringsumlaufenden Halle mit dorischem Gebälk, das auf rechteckigen Pfeilern ruhte... Die älteren Pläne und Beschreibungen halten den Raum für unbedeckt und bezeichnen ihn als Atrium oder Peristyl; die Aufräumung des Fußbodens hat gezeigt, daß es nur ein geschlossener Saal gewesen sein kann: der von der Pfeilerhalle umgebene Raum ist ebensowie der Boden der Halle mit quadratischen Cipollinplatten von 0,365 Meter Seitenlänge belegt, die durch 0,02 Meter breite Streifen aus helleren Marmorsorten getrennt sind; der einzige Unterschied besteht darin, daß die Platten unter den Hallen der Wände parallel, im Mittelraum über Eck gelegt sind; es fehlt jeder Unterschied zwischen dem Boden der Halle und des Mittelraums; es fehlt in diesem die Rinne, die das vom Dach der Halle abfließende Wasser hätte aufnehmen müssen; ebenso wenig ist ein erhöhter Stylobat vorhanden: der Raum zwischen den Pfeilern ist teils ebenfalls mit Cipollinplatten belegt, teils mit einem noch feineren und noch weniger wetterbeständigen Muster kleiner Marmorplättchen, von der Abb. 16 eine Probe gibt. Sonach ist gänzlich ausgeschlossen, daß der Mittelraum unbedeckt gewesen sei. Von der Überdeckung der Hallen sind noch Reste vorhanden; es waren Tonnengewölbe, unter deren Ansatz stark vorspringende Gesimse umliefen, wie stellenweise erhaltene Stücke von deren Ziegelkern zeigen. Für ein Gewälbe, das den Mittelraum überspannt hätte, fehlt es an genügenden Auflagern; also muß eine flache Decke vorausgesetzt werden. Der Mittelraum muß aber auch höher gewesen sein als die umlaufende Halle und muß durch Fenster in der Wand oberhalb der Halle sein Licht erhalten haben; man wird sich also das Ganze nach Art einer Basilica oder noch genauer nach Analogie der von Vitruv VI, 5, 9 beschriebenen Oeci aegyptii aufgebaut zu denken haben: über der Pfeilerstellung, welche die Halle trug, eine zweite Pfeiler- oder Säulenstellung von geringerer Höhe (nach Vitruv drei Viertel der Höhe der unteren) und in deren Zwischenräumen die Fenster, nach einem unbedeckten Umgang geöffnet, der über der ganzen Decke der Halle sich um den oberen Teil des Mittelraums zog. Das Ganze war also ein luftiger und heller Festsaal, dessen Bestimmung auch die reiche Ausstattung entsprach: Marmorfußboden, Marmorsockel der Wände, marmorne Pfeiler und marmorne Gebälkverkleidung...."

Die Texturen habe ich nach den Vorlagen aus z.T. Bildern von Originalmaterialien, z.B. aus Internetseiten von Steinhändlern und Baumärkten zusammengesetzt. Zum Teil mußte ich sie natürlich, wie die Texturen für die Decke, die Türen und die Wände frei erfinden. Besonders hat mich die Raffinesse des von Winnefeld in Abb. 16 gezeichneten Musters fasziniert, dessen Nachproduktion mir einige Kopfschmerzen bereitet hat. Um die Textur überhaupt bemerkbar zu machen, habe ich sie etwas vergrößert zwischen die Pfeiler gelegt:

             
     

Zugleich dann das mühsame Werk der Erstellung des Modells nach den Vorlagen und Rekonstruktionen. Ich habe dazu das 3d-Programm 3ds-Max benutzt. Bis nach Wochen endlich ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht war.

Für ein VRML-Modell ist dieser Saal schön und ausreichend. Man kann ihn begehen und sich in Details vertiefen. Im 2d-Bild allerdings wirkt die Halle reichlich leer. Ich habe also im Photoshop ein entsprechend ausgeschnittenes Foto der Statue des Antinoos Braschi eingefügt, dazu noch drei mit dem 3D Charakter-Programm Poser erstellte Figuren, die den Hintergrund beleben, sozusagen ein Diener, ein ägyptischer Priester und ein römischer Soldat. Ein besonderes Problem ist natürlich, die genaue Größe der Grafiken in der Perspektive zu bestimmen. Das gelang mit Platzhaltern in der Originalgröße, die ich im 3d-Programm einpaßte, renderte und dann im Photoshop als Maßstab für die Grafiken benutzte.

Die entstandene Grafik ist oben zu sehen. Vor einiger Zeit hat ein betrügerischer Geschäftsmann versucht, mein Bild bei Ebay zu verkaufen. Für diejenigen, die das Bild ausdrucken wollen, unter diesem Link umsonst ein größeres Format. Das VRML-Objekt ist unter diesem Link zu erreichen.Wer über kein VRML-Plugin verfügt, kann sich über folgende Links die gängigen Programme laden:

Gegenwärtig (Juni 2005) rate ich zu Cortona, weil die aktuelle Bitmanagement-Software (früher Blaxxun) nicht mehr flüssig läuft, kryptische Fehlermeldungen abgibt und überdies in den Browsern Mozilla Firefox und Mozilla fehlerhafte Darstellungen erzeugt. Cosmo-Player wird nicht mehr weiter entwickelt, daher habe ich dieses Programm nicht getestet. Zu erwähnen wären noch zwei Open Source Browser: OpenVRML ist für Linux, Mac and Windows geschrieben, FreeWRL nur für Linux und Mac OS X. Darüber kann ich nichts Näheres sagen.
Für Cortona und auch für Bitmanagement gilt: Wenn das Objekt im Browser-Fenster geladen ist, mit der linken Mouse-Taste ins Bild klicken und dann mit den Cursor-Tasten das Objekt erkunden.

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